Ein Reisepass ist für viele Menschen selbstverständlich – er öffnet die Tür zur Welt und erlaubt Reisen über Ländergrenzen hinweg. Doch in einigen Teilen der Welt ist dieser Freiraum alles andere als garantiert. Es gibt Staaten, in denen der Zugang zu einem Reisepass stark eingeschränkt oder sogar komplett verweigert wird. Doch warum ist das so – und welche Länder sind betroffen? In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf Länder, in denen Bürger keinen oder nur sehr schwer einen Reisepass erhalten.
Wenn der Staat entscheidet, wer reisen darf
In den meisten demokratischen Ländern gilt die Reisefreiheit als Grundrecht. Bürger können ihren Pass relativ unkompliziert beantragen und weltweit reisen. Doch in autoritären Staaten ist das anders: Dort wird die Ausstellung eines Reisepasses oft als Mittel zur Kontrolle eingesetzt. Die Regierung entscheidet willkürlich, wer das Land verlassen darf – oder eben nicht.
Gründe für die Passverweigerung können sein:
- Politische Aktivitäten oder Opposition
- Mangelnde Loyalität zur Regierung
- Zugehörigkeit zu bestimmten Volksgruppen
- Wirtschaftliche Kontrolle oder „Gehirnflucht“ verhindern
Nordkorea: Reisepass nur für Auserwählte
Ein bekanntes Beispiel ist Nordkorea. Die Mehrheit der nordkoreanischen Bevölkerung hat keinerlei Zugang zu einem Reisepass. Nur eine kleine Elite – etwa Diplomaten, Sportler oder Arbeiter, die im Ausland Devisen für das Regime verdienen sollen – darf überhaupt ausreisen. Und selbst diese Personen werden streng überwacht und müssen nach der Rückkehr umfangreiche Berichte abgeben.
Für normale Bürger ist das Verlassen des Landes schlicht verboten. Wer versucht, das Land illegal zu verlassen, riskiert schwere Strafen – bis hin zu Lagerhaft oder dem Tod.
Eritrea: Ausreise nur mit Exit-Visum
Auch in Eritrea, einem autoritären Staat am Horn von Afrika, ist der Reisepass zwar theoretisch verfügbar – aber nur unter extremen Auflagen. Wer ausreisen will, benötigt ein sogenanntes Exit-Visum, das nur in Ausnahmefällen erteilt wird. Zudem müssen Männer den oft jahrelangen, verpflichtenden Militärdienst absolviert haben, bevor sie überhaupt eine Ausreise beantragen dürfen.
Die Regierung befürchtet, dass gut ausgebildete junge Menschen das Land dauerhaft verlassen könnten – was zu einem Abfluss von Fachkräften führen würde.
Kuba: Historisch restriktiv, heute lockerer – aber nicht frei
Kuba war lange für seine strikten Reisebeschränkungen bekannt. Noch bis 2013 benötigten Bürger eine spezielle „Ausreiseerlaubnis“, um das Land zu verlassen. Diese Praxis wurde offiziell abgeschafft, und viele Kubaner haben seither die Möglichkeit, einen Reisepass zu beantragen.
Doch in der Praxis sieht es oft anders aus: Wer sich regimekritisch äußert oder als potenzielle Gefahr gilt, kann bei der Passbeantragung abgelehnt werden. Auch Rückkehrrechte nach einem Auslandsaufenthalt sind nicht garantiert.
Syrien und andere Krisenstaaten
In Ländern mit anhaltenden Konflikten oder Bürgerkriegen – etwa Syrien oder Afghanistan – ist der Zugang zu einem Reisepass meist organisatorisch und politisch erschwert. Es gibt zwar offizielle Passstellen, doch viele sind nicht funktionsfähig oder werden bewusst blockiert.
Zudem verweigern manche Regime bestimmten Gruppen, wie ethnischen oder religiösen Minderheiten, den Zugang zu Ausweisdokumenten – etwa den Kurden in Syrien oder Angehörigen der Hazara in Afghanistan.
Staatenlose: Kein Pass, weil kein Staat
Ein Sonderfall sind staatenlose Menschen, die keiner offiziellen Nationalität angehören – sei es durch Flucht, Vertreibung, Gesetzeslücken oder Diskriminierung. Ohne anerkannte Staatsbürgerschaft gibt es auch keinen Anspruch auf einen Reisepass.
Weltweit sind laut UNHCR über 10 Millionen Menschen staatenlos. Sie können oft weder reisen noch legal arbeiten oder sich im Ausland niederlassen. Einige erhalten sogenannte Reisedokumente für Staatenlose, etwa das Genfer Flüchtlingspapier – aber nur unter bestimmten Bedingungen.
Reisepässe als politisches Druckmittel
In vielen restriktiven Regimen dient der Reisepass nicht nur zur Identifikation, sondern wird als Instrument zur Belohnung oder Bestrafung eingesetzt. Kritische Journalisten, Aktivisten oder ehemalige Staatsdiener werden gezielt von der Ausstellung ausgeschlossen. Wer sich linientreu verhält, bekommt hingegen schneller eine Erlaubnis zur Ausreise – oft aber nur unter Auflagen.
Auch der Entzug eines bereits ausgestellten Reisepasses wird als Druckmittel genutzt, um politischen Einfluss auf Exil-Gemeinschaften auszuüben.
Fazit: Kein Reisepass – keine Freiheit
Während der Reisepass für viele von uns ein selbstverständliches Dokument ist, bleibt er für Millionen Menschen auf der Welt unerreichbar oder mit massiven Einschränkungen verbunden. Ob aus politischen, ethnischen oder rechtlichen Gründen – der Zugang zu Mobilität ist nach wie vor ungleich verteilt.
Reisefreiheit ist mehr als ein Luxus – sie ist ein Ausdruck von Grundrechten und persönlicher Freiheit. Der Blick auf Länder, die diese Möglichkeit verwehren, zeigt deutlich: Wo der Pass fehlt, fehlt oft auch die Demokratie.