Elektronischer Personalausweis: Warum der ePass hinter den Erwartungen zurückbleibt

Seit der Einführung des elektronischen Personalausweises im Jahr 2010 bleibt die Nutzung der damit verbundenen Online-Funktion in Deutschland weit hinter den Erwartungen zurück. Laut der aktuellen Studie „eGovernment Monitor 2023“, die von der Initiative D21 und der Technischen Universität München durchgeführt wurde, haben bisher lediglich 14 Prozent der Bürger die Online-Ausweisfunktion genutzt. Trotz eines leichten Anstiegs im Vergleich zum Vorjahr, als die Nutzungsquote bei zehn Prozent lag, zeigt sich ein deutlicher Handlungsbedarf seitens des Staates.

Die geringe Nutzung ist in vielen Fällen auf das Fehlen der notwendigen PIN zurückzuführen. Nur 30 Prozent der Befragten gaben an, dass ihre Online-Funktion einsatzbereit ist. Viele Bürger sind sich unsicher über den Status ihrer Online-Funktion, was die Nutzung zusätzlich erschwert. Dies spiegelt sich auch in der Tatsache wider, dass die meisten Anwendungen der Online-Ausweisfunktion, wie Rentenauskünfte, Führungszeugnisse oder Fahrzeugzulassungen, nicht konsequent eingebunden werden.

Ein positives Beispiel für die Nutzung des elektronischen Personalausweises war die Auszahlung der Energiepauschale für Studierende, bei der über 200 Euro pro Person durch die E-ID veranlasst wurden. Trotz dieser positiven Entwicklung bleibt die Skepsis gegenüber dem E-Perso groß. Professor Helmut Krcmar von der Technischen Universität München betont, dass es an nutzbaren und alltagsrelevanten Diensten fehlt, was den Teufelskreis der geringen Nutzung perpetuiert.

Die Grünen-Innenpolitikerin Misbah Khan kritisiert die mangelnde Kommunikation und das geringe Vertrauen in die digitale Identität. Sie sieht hier eine klare Verantwortung bei Bundesinnenministerin Nancy Faeser, das Potenzial des Online-Ausweises zu fördern und nutzbare Anwendungen zu schaffen.

Die vergleichsweise niedrige Nutzung steht im krassen Gegensatz zu anderen Ländern wie Skandinavien oder Österreich, die bereits weitreichende digitale Identitätslösungen eingeführt haben. Diese Länder setzen auf alltagsnahe Prozesse wie die Freigabe per SMS-TAN, während Deutschland mit seinem Scheckkartenformat einen Sonderweg geht.

Ein weiteres Problemfeld ist das Zurücksetzen der PIN, das bislang über einen kostenintensiven Briefdienst erfolgte. Dieser Dienst wurde zum Jahreswechsel eingestellt, was die Bürger zwingt, ihre PIN vor Ort in den Ämtern zurückzusetzen. Dies verursachte erhebliche Kosten für den Staat, wie aus einer Antwort des Bundesinnenministeriums hervorgeht, das insgesamt 29,1 Millionen Euro für den PIN-Rücksetzdienst aufwenden musste.

Die bevorstehende Einführung der EUDI-Wallet, einer digitalen Börse für Aus- und Nachweise innerhalb Europas, erhöht den Druck auf Deutschland, praktikable Lösungen für die E-ID bereitzustellen. Bis 2026 müssen Bürger voraussichtlich den E-Perso mit gültiger PIN nutzen können, um diese digitale Wallet zu aktivieren. Markus Reichel von der Unionsfraktion fordert daher nutzerfreundliche und sichere Lösungen, damit der E-Perso endlich breitere Anwendung findet und Deutschland international konkurrenzfähig bleibt.